(FAB) Am 21.7 konnte man bereits frühmorgens das emsige Treiben der gesamten Schulgemeinschaft spüren. Nach der 3. Stunde ertönte „What a Wonderful World“ und alle versammelten sich auf dem Schulhof. Als Herr Widmann, der davon völlig überrascht auf den Schulhof gelotst wurde, begann der vorher in den einzelnen Klassen eingeübte Flashmob.
Abschließend ließen die SchülerInnen ihren Rektor mit einer Laolawelle noch einmal hochleben.
In den darauffolgenden Stunden wurde von den Kollegium alles für die Festlichkeit am Abend vorbereitet. Als Herr Widmann schließlich kam, war neben einem eigenen Parkplatz auch der rote Teppich für ihn und die Gäste ausgerollt. Nach und nach kamen immer mehr geladene Gäste, die sich vorab schon ein Bild von den vielen Schülergrußkarten an Herrn Widmann machen konnten. Der Chor und das Orchester der OMRS mit Britta Mathe und Ulrich Egerer bildeten schließlich mit den Fantastischen Vier: „Zusammen“ den Auftakt.
Mit Franz Grillparzers „Poesie der Arbeit“ begrüßte Jan Lumpp die geladenen Ehrengäste, Familie und Freunde von Markus J. Widmann, Bildungspartner der OMRS, ehemalige und gegenwärtige Lehrkräfte, Eltern und SchülerInnen sowie städtische Angestellte.
Denise Schwarzwälder-Kienzle (Schulrätin, Staatliches Schulamt Ludwigsburg) lobte den „schmissigen Auftakt“ und brachte ihre Freude über die persönliche Begegnung, das lebendige „vis-à-vis“ zum Ausdruck und ließ Widmanns 33 Dienstjahre Revue passieren. Musik und Religion bildeten darin den roten Faden. Phantasie und Kreativität waren zusätzliche Befähigungsmerkmale, ebenso wie sein Kommunikationsvermögen. „Wer sie besitzt, gewinnt die Herzen der Menschen“, zitierte sie aus der Personalakte. 15 Jahre leitete und gestaltete Widmann die Realschule Niefern, fast ein Jahrzehnt wirkte er an der OMRS und lenkte neben den klassischen Lernangeboten seine Schulentwicklung auf lebensnahe Erfahrungen und Lernwelten, die Förderung von Stärken, die Sicherung der Qualität der Realschule sowie Schulpartnerschaften. Im Namen der Schulamtsdirektorin Fr. Sabine Conrad überreichte die Schulrätin dem scheidenden Rektor die Urkunde mit dem Dank für Engagement und dem Wunsch für aktives Weiteragieren. Hierbei wurde der Nachfolger Jan Lumpp als neuer Realschulrektor der OMRS genannt und beglückwünscht.
Gerd Maisch ( Oberbürgermeister der Stadt Vaihingen an der Enz) rückte Widmanns familiäre Situation in den Blickpunkt. Als Pfarrerssohn umgeben von neun Geschwistern habe sich Widmann wohl bei allen seinen Talenten die Frage gestellt: „Was soll ich werden?“ Pfarrer aufgrund des Vorbilds durch den Vater, Musiker wegen der zahlreichen Bands und mehrerer Instrumente oder Lehrer wegen des Zusammenseins mit Kindern, der Begeisterung für seine Fächer, kurz der Möglichkeit, Hobbies zum Beruf zu machen?
Die Entscheidung fiel und 2013 führten Widmanns Wege nach Kleinglattbach. 1984 hatte dort die OMRS eröffnet und der zweite Rektor fand eine gute Schule vor, die er konsequent weiterentwickelte. Maisch erinnerte sich an den Medienprojekt-Preis von 30.000 € im Jahr 2018 und ein kooperatives Musical-Projekt zwischen Kindergarten und OMRS. Inzwischen pflegt die OMRS fünf Bildungspartnerschaften und stellt sich auf ein erweitertes Religionsangebot und wachsende Schülerzahlen ein. Als mitten in der Rede des Oberbürgermeisters eine Sonnenblume am Rednerpult nach unten kippt und den Kopf hängen lässt, hat Maisch eine schlagfertige Erklärung: „Die ist halt auch traurig, dass Sie gehen!“
Hr. Kurt Willaredt (Geschäftsführender Schulleiter der Vaihinger Schule) beschrieb Widmann als Rektor in „Zeitenwende“ und „Zeitenwandel“ mit einem Aphorismus: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt.“ Dieses Anpacken wurde seiner Meinung nach durch vielfältige Rollen möglich. Allem voran der große Charmeur, der mit Lob und Wertschätzung seine MitarbeiterInnen für seine Visionen gewann und Widerstände überwinden konnte. Und der Blick auf das Wohl der Schulgemeinschaft, das Widmanns Entscheidungen und Handeln prägte.
Fr. Ellen Seybold (Vorsitzende des örtlichen Personalrats GHWRS) grüßte den Gastgeben mit einem Gedanken von Jürgen Spohn,“Das Leben ist zum Leben da. (…) für: wollen wollen statt müssen müssen.“ und beschenkte ihn mit Werkzeug. Widmann beschrieb sie als kühlen Kopf in Diskussionen und wünschte ihm abschließend alles Gute beim Wollen!Fr. Diana Hughes (Schuldekanin, kath. Schuldekanatamt Ludwigsburg) sprach auch in Stellvertretung für ihre Amtskollegin Fr. Gabriele Karle Schuldekanin, ev. Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen.
Widmann habe sie als „zutiefst religiösen Menschen“ erlebt, denn „wenn sie dankbar sind, dann sind sie religiös.“ Widmann gebe an andere von dem weiter, was ihn selbst erfülle. In den Leitsätzen der Schule, die den Schüler ins Zentrum des Unterrichts stellen, die vom gleichwertigen Menschen sprechen, die Ganzheitlichkeit einfordern und vom individuellen Kollegen und der individuellen Schülerin reden, wird ein „menschlicher Chef“ spürbar, der verstanden hat, dass „der Leib aus verschiedenen Gliedern besteht“ (1. Kor).Dem „Genussmensch“ überreichte sie Fairtrade-Produkte und verabschiedete sich mit einem Segenswunsch ihrer Kollegin: „Gott lege seinen Segen auf alles, was hinter dir liegt und schenke dir für den Aufbruch Zeichen seiner Nähe. Amen.“
Filmbeitrag des Kollegiums der OMRS
Alle Glückwünsche, Grußworte und Dankesbotschaften wurden von Katrin Hees in einem 10minütigen Filmbeitrag zu „The Final Countdown“ zusammengefasst. Als weitere Erinnerung hatte Schulsekretärin Martina Droska ein Erinnerungsbuch zusammengestellt.
Ediz Mementali (Schülersprecher) berichtete von Unterrichtserlebnissen bei Musiklehrer Widmann „voller Atmosphäre“ und verabschiedete sich im Namen aller SchülerInnen mit herzlichem Dank für alle schönen schulischen Momente.
Fr. Sonja Bertsch und Hr. Dieter Hammel (Elternbeirat) vertraten mit einem Widmann-ABC die Elternschaft der OMRS. Hier einige der genannten Attribute: ideal, Jazzmusiker, menschlich, motivierend, taktgebender Teamplayer, wertschätzender weitblickender Akteur … und schlossen mit Franz Kafka: „Jeder, der sich die Fähikgeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“Hr. Stefan Fleischer (Förderverein) blickte auf das Jahr 2013, als dem neuen Bewerber für die OMRS bereits sein guter Ruf nach Kleinglattbach vorauseilte. Seit 2017 wurden im Förderverein die Köpfe zusammengesteckt und die Mitglieder freuten sich über die Nähe zum schulischen Geschehen. Kreativ, produktiv und zielführend sei die Zusammenarbeit gewesen, beispielsweise habe die OMRS eine Markise im Schulgarten und ein Tonstudio eingerichtet. Weitere Projekte würden fortgesetzt.
Musikbeitrag
Louis Amstrong: „Wonderful World“
Lehrerchor und Band
Sichtlich bewegt zeigte sich Widmann in seinem Dank für alle Beiträge und über das Zusammensein mit seinen Gästen, Freunden und Wegbegleitern. Er nehme viele „lebendige Bilder“, Begegnungen mit Menschen und kritische Rückmeldungen zur Weiterentwicklung mit. Seine Liebe zur Pädagogik habe in Vaihingen an der FSR begonnen und er habe sie bis zum heutigen Tag an der OMRS verspürt, somit schließe sich der Kreis.
Die Nachbarschulen hätten eine „konstruktive Konkurrenzsituation“ dargestellt, die er „als Ansporn für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit partiellen Schwankungen wahrgenommen habe.
Den Flyer der Ottmar-Mergenthaler-Realschule, der für seine Schule in den letzten Jahren geworben hatte, faltete Widmann in alternativer Reihenfolge und fragte ins Publikum, ob jemand wisse, was die Abkürzung RSOM bedeute? – RealSchule Ohne Markus!
Er habe jahrelang als „Überzeugungstäter“ für die Realschule eingestanden und habe politisches Engagement für die Realschule gezeigt. Nun sei er auf dem Zenit der Zeit. Kein Mensch könne alles! Daher bedankte er sich auch dafür, dass seine Schwächen mitgetragen worden seien.
Alle anwesenden Gruppierungen wurden von Widmann benannt und angesprochen, zum persönlichen Gespräch leitete er musikalisch beschwingt mit seinen Jazz-Freunden über.
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