(HOFS/FAB) Von einer festlich-humorvollen Einsetzungsfeier mit Tiefgang durfte sich Realschulrektor Jan Lumpp am Donnerstag, den 1.12.2022 von seiner Schulgemeinschaft und Ehrengästen überraschen lassen. Lumpp, der die OMRS seit Schuljahresbeginn leitet, hatte zum Stehempfang eingeladen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Chor und Schulband wirkten mit musikalischen Beiträgen unter der Leitung von Maike Mohr und Ulrich Egerer mit.
Im Namen der Schule begrüßte Zweite Konrektorin Gabi Fiedler die Anwesenden und sprach Lumpp einen Wunsch mit Worten von Oscar Wilde zu: „Die Schule müsste der schönste Ort in jeder Stadt und in jedem Dorf sein, so schön, dass die Strafe für undisziplinierte Kinder darin bestünde, am nächsten Tag nicht in die Schule gehen zu dürfen.“
Uwe Skrzypek, Oberbürgermeister der Stadt Vaihingen an der Enz, wählte einen Vers aus einem Seemannslied für die Zusammenarbeit mit dem Mann am Steuer der Realschule im Ortsteil Kleinglattbach: „Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein: Jan und Hein und Klaas und Pit“.
Schulrätin Denise Schwarzwälder-Kienzle vom Staatlichen Schulamt Ludwigsburg vollzog mit Überreichung der Urkunde die Amtseinsetzung, gab zunächst Rückblicke auf Lumpps Werdegang als Realschullehrer seit 2007 an OMRS und ab 2017 in der Funktion des Konrektors und wünschte dem jetzigen Kapitän im „permanenten Wildwasser“ der Schule und des Lebens „immer Handbreit Wasser unterm Kiel“.
Die Wichtigkeit der Verantwortungsübernahme, die Repräsentationsfunktion des Schulleiters und weitere Herausforderungen des Amtes waren die zentralen Inhalte des geschäftsführenden Schulleiters der Vaihinger Schulen, Kurt Willaredt. Er stellte Mensch sein mit Verantwortung übernehmen gleich.
Als Vertreterin der Religionsgemeinschaften überbrachte Diana Hughes die Parabel des wohltätigen Samariters. Dessen grenzüberwindendes, hilfreiches und unterstützendes Verhalten wünschte sie der OMRS und sah bereits Ansätze darin im „Raum der Stille“. Der Mensch sei das Wichtigste, dafür lohne es sich, die Zeit zu nehmen. Doch auch die Erkenntnis, dass man nicht alles selbst könne, dass man Aufgaben abgebe und auf sich achte, gehöre zur Selbst- und Nächstenliebe.
An diesen Gedanken, sich selbst nicht zu vergessen, an die Familie und Gesundheit zu denken, schloss sich Ellen Seybold, Vorsitzende des ÖPR Ludwigsburg, an. Die Grußworte richteten sich neben dem Schulleiter auch an seine Frau Laura Lumpp sowie seine Familie.
Vom Förderverein grüßte Stefan Fleischer mit einem Apfelbaum für den Schulgarten, Sonja Bertsch sprach als Vorsitzende des Elternbeirats Glückwünsche der Elternschaft aus, für das Lehrerteam griff Tina Sedler erneut die Bootsmetapher auf und wünschte gute Fahrt auf der „Queen OMRS“.
Die Schülersprecher Diaeldin Mahoud und Sidney Seiffert merkten scherzhaft an, dass ihr Schulleiter seine Frisur von seinen SchülerInnen kopiert habe. Als Zeichen der Solidarität überreichten sie ein Bild aus Fingerabdrücken mit der Botschaft: „Wir drücken Ihnen alle die Daumen!“ Mit seinem gravierten Füller kann der Rektor künftig wichtige Unterschriften setzen.
Abschließend wandte sich Schulleiter Jan Lumpp an seine Festgemeinde und erinnerte sich schmunzelnd an eine Postkarte von RR a.D. Markus Widmann (anwesend) von der Nordsee: „Sturm ist erst, wenn das Schaf keine Locken mehr hat.“ Sein Dank richtete sich an alle RednerInnen und Mitwirkenden. Er blickte zurück auf seine eigene Kindheit, die durch die Trennung der Eltern und gute Erinnerungen an seine Schulzeit geprägt war. Er sähe in jedem Kind sein eigenes, betonte, dass es keine einfachen Zeiten seien und werden würden und bekräftigte, dass ihm in Krisen die Fürsorge für KollegInnen und das Einschlagen neuer Wegewichtig seien.
Anschließend blieb Zeit um in persönlichen Gesprächen noch zu verweilen.
Im Interview stellen wir Schulleiter Jan Lumpp genauer vor:
1. Was ist das für ein Gefühl, Schulleiter an der OMRS zu sein?
Ich spüre das Vertrauen der Beteiligten. Mit diesem Fundament für die verantwortungsvolle Aufgabe fühlt es sich jeden Tag gut an. Ich weiß das sehr zu schätzen. Ohne Team geht es nicht!
Nach nicht abgeschlossener Berufsausbildung zum Zimmermann Studium an der PH Ludwigsburg für Realschullehramt. Vorbereitungsdienst an der FSR in Vaihingen an der Enz. Erste Dienststelle in Böblingen an der Friedrich-Schiller-Realschule, Versetzung auf eigenen Wunsch nach Kleinglattbach. Hier an der OMRS seit 15 Jahren tätig. Acht Jahre als Lehrkraft, 6 Jahre Konrektor, seit 2022 Schulleiter. Parallel SMV-Berater am SSA Ludwigsburg, drei Jahre mit 50%- Abordnung am RP Stuttgart tätig: Referent für Lehrerfortbildung und SMV-Arbeit. Aktives Mitglied im Berufsverband VBE, seit Jahren Vorstandsmitglied im Örtlichen Personalrat des Schulamtsbezirks Ludwigsburg.
Menschen zusammenbringen – Rahmenbedingungen für die pädagogische Arbeit so verbessern, dass Kinder und Heranwachsende einen gelingenden Übergang ins Berufsleben erfahren.
Mit Menschen Wege gehen – das kann nur über Beziehungsarbeit stattfinden. Zunächst gilt es im Gespräch zu bleiben. Kinder, Eltern, Kollegium, Schulträger, Schulaufsicht, externe Partner – alle wirken entscheidend mit!
Konkret: Wir brauchen Zeit für das Individuum, Förderkonzepte für jedes Lerntempo, Förderung des sozialen Handelns, gute Medienpädagogik, Demokratieerziehung, um nur einige Beispiele zu nennen.
Wir befinden uns heute in einem Dilemma: Für ganz grundlegende Aspekte der pädagogischen Arbeit fehlt Zeit. Es wird heute von den Schulen viel umfangreicher Hinwendung zu erzieherischem Wirken erwartet, gleichzeitig erleben wir, dass Bildung und Wissenserwerb einer zunehmenden Zahl von jungen Menschen nicht zufriedenstellend gelingt. Die Basiskompetenzen in den Bereichen Deutsch und Mathematik stärken – auch darum wird es gehen. Mein Wunsch zur Veränderung liegt daher nicht nur in der Schule, sondern maßgeblich auch in der Verantwortung der Familien und der Gesellschaft insgesamt. Kinder brauchen Orientierung, Sicherheit, Ermutigung, aber auch Grenzen in einer Welt, die eben dies oft nicht bietet.
Es gibt nicht das eine Erlebnis. Es sind die täglichen Begegnungen, ein Lächeln auf dem Flur, zu erleben, wie ein Mensch über sich hinauswachsen kann, die gemeinsame Bewältigung einer krisenhaften Situation.
Das macht Schule aus – jeden Tag!
Mein Vater hat stets die volle Leidenschaft und Zufriedenheit mit dem Lehrerberuf verkörpert – offensichtlich hat das Spuren hinterlassen. Die Fächer sind kein Zufall: Sprache bestimmt unser Leben. Die Gesamtzusammenhänge begreifen, das hat mich schon immer gebannt, daher spielten auch die Gesellschaftswissenschaften eine große Rolle.
Viele! Ich konnte mir nach der eigenen Schulzeit ganz unterschiedliche Berufe vorstellen: Forstwirtschaften, Vermessungstechnik, Agrarwissenschaften, Sozialpädagogik, … Ich bin bis heute vielseitig interessiert, auch handwerklich. Ein Leben reicht mit Sicherheit nicht aus, all dem nachzugehen, was spannend ist.
Meine Schulzeit war toll! Ich ging da immer gerne hin! Mit zunehmendem Alter allerdings aufgrund der Begegnungen, weniger des Unterrichtsgeschehens wegen. Das führt mich zu der Frage: Wie kann es uns gelingen, dass die Lust auf lebenslanges Lernen nicht bereits in der Schule abbricht?
Es gibt kein Richtig und kein Falsch, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Das ist allerdings kein Ratschlag gewesen, sondern eine Erkenntnis.
Hat Ihr neuer Beruf etwas in Ihrem Privatleben verändert, außer dass Sie mehr Zeit mit der Schule verbringen?
Ich habe mich in meinem Leben immer wieder selbst ins kalte Wasser geworfen und gemerkt, es gelingt. Neues befördert stets die eigene Weiterentwicklung. Mut lohnt sich! Privat wie beruflich!
Die neue Aufgabe zeigt noch etwas deutlicher: Es macht Freude Entscheidungen zu treffen. Bereits die Rolle des Stellvertreters band viel Zeit. Daran hat sich nicht so viel verändert. Auch dass ich mit meiner Familie in der Vaihinger Kernstadt lebe zeigt, dass wir gerne am öffentlichen Leben der Stadt teilhaben. Schulleitung und Privatleben vor Ort passen gut zusammen.
Ganz klar und alles entscheidend: Meine Frau Laura; Eine einsame Entscheidung hätte die Familie beschädigt – das geht nur gemeinsam. Wichtig sind aber natürlich neben der inneren Stimme Wegbegleiter. Mein Vorgänger Markus Widmann bestärkte mich, Vertraute aus dem Kollegium, befreundete Schulleitungen, Freunde, Schülerinnen und Schüler, …
Das ist ja keine leichtfertige Entscheidung. Es ist ein Prozess, da wirken in der Abwägung viele mit!
Aufgeschlossen, strukturiert, konsequent
Da bin ich für beides offen. In der Schulmensa esse ich regelmäßig. Hier steht im Vordergrund, dass es preiswert und doch gesund und nachhaltig ist. Das ist nicht leicht unter einen Hut zu bringen. Das Sternemenü lockt zwar lukullisch, ist aber derzeit selten drin. Die eigenen Kinder sind zu klein, da fehlt die Muse für ein mehrstündiges Premiumessen!
Der „Allesforscher“ von Heinrich Steinfest
Aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Fitness: Mit dem Job-Bike. Selbstverständlich bio – also nur mit Muskelkraft!! Wenn externe Termine anstehen gerne mit dem ÖPNV, gelegentlich aber auch mit dem Auto.
Anzug trage ich nur zu ganz erlesenen Anlässen. Steht mir zwar, fühle mich aber lockerer gekleidet wohler und authentischer. Souveränität und Ernsthaftigkeit kann man auch anders ausstrahlen.
Ohne Ehrenamt und Einmischung trägt sich die Gesellschaft nicht. Vollkaskomentalität ist nicht finanzierbar. In einer Solidargemeinschaft sind alle gefordert. Der demokratische Unterbau unseres Staates und die pluralistische Gesellschaft bieten Raum für Partizipation auf allen Ebenen und zu allen Themen. Wer sich nicht beteiligt verpasst echte Chancen. Wenn ich nicht sagen kann, dass ich es wenigstens versucht habe, schaue ich mich nur ungern im Spiegel an. Darüber hinaus bin ich es meinen Kindern schuldig, mich für eine gute Zukunft einzusetzen!
Ich diene!